MARIANNE LINDOW
 

TO THE PEOPLE OF BISSAU CITY

Bissau City ist die Hauptstadt des Westafrikanischen Staates Guinea Bissau. Das Land grenzt im Norden an den Senegal, im Osten an Guinea. Die Landwirtschaft prägt das Leben der rund 1,5 Millionen Einwohner. Das Land ist kleiner als die Schweiz. Die ehemalige Portugiesische Kolonie ist seit 1974 eine unabhängige Präsidialdemokratie. Die offizielle Landessprache ist Portugiesisch, wird jedoch nur von etwa 14% der Bevölkerung gesprochen. Üblich ist ein, durch die verschiedenen Stammessprachen geprägtes Portugiesisch-Kreol. Ihre Arbeiten sind eine Liebeserklärung an die Menschen von Bissau City.

Marianne Lindow hat die Eindrücke ihrer Reise 2006 in Bildern und Zeichnungen sichtbar gemacht. Wenige optische Elemente der erlebten Bilderflut bleiben in ihrem Kanon als Zeichen zurück. Hütten, Kanus, der Turban, eine Hülsenfrucht, die dort überall geerntet wird, die „Wächter“ und wenige Ornamente werden in vielfachen Varianten durchdekliniert, bis sie von einem Malprozess zum folgenden eine maximale Reduzierung erfahren. Dabei lösen sich die Bildvorlagen sukzessiv von den komplexen Zusammenhängen, aus denen sie stammen und erhalten über ihren spezifisch kulturellen Rahmen hinaus eine allgemeingültige Bedeutung. Der Turban ist somit nicht mehr unmittelbar als eine kunstvoll gebundene Kopfbedeckung erkennbar, sondern wird – als Verlängerung der menschlichen Wirbelsäule – ein spannungsvoller Bogen, aus dem Biegsamkeit und Widerstand sprechen. Die Motive durchlaufen eine Metamorphose. Aus dem Objekt einer fremden, exotischen Hemisphäre entwickelt sich durch den künstlerischen Prozess ein Element der eigenen Wahrnehmungs- und Gefühlswelt.

Regina Schulz-Möller, 2007
Einführungstext zur Ausstellung TO THE PEOPLE OF BISSAU in der galerie moeller, Bonn.

 

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