MARIANNE LINDOW
 

UND WAS KOMMT DANN

Und was kommt dann. Wonach? Wird etwas besser? Muss etwas besser werden? Aber was ist gemeint? Ist dies eine allgemeine Frage nach der zukünftigen Gesellschaft, in der wir leben werden? Oder geht es hier um Ursachen und um Folgen von Gewalt? In allen Bildern findet man Gewehre, Pistolen, Kampfflugzeuge, Drohnen, Steinschleudern und scharfe Scheren. Die bösen Szenen aus Max und Moritz werden fragmentarisch nachgestellt.

Die disparaten Figuren, ohne konkrete sichtbare Verbindung, zeigen einen Hund im Karnevalskostüm, eine säugende Drohne, einen Tänzer aus Westafrika, einen Mann im Kindersitz oder einen Jungen mit Steinschleuder, von einem Webeplakat des Rappers Marteria gecovert. Sie alle gleichen eher einer zufälligen Ansammlung als einer gemeinsamen dynamischen Handlung. Die Gemeinsamkeit ist zerstört und Täter sind gleichzeitig Opfer, wie das Kind mit dem Gewehr im Arm und den zerschossenen Augen. Geht es hier auch um Folgen in der Malerei? Die Bilder sind bunt, laut und teilweise grob auf zusammengewürfelte Stoffmuster gemalt – jenseits von gut und schön: Und was kommt dann.

Oder geht es um die Künstlerin selbst? Um die Frage nach ihrem menschlichen und künstlerischen Ausdruck in dem Bild „Ich bin zu viel“, das auf strahlenförmig angelegten, auseinander driftenden Stoffbahnen gemalt ist? Ist die Künstlerin zu viel? Oder geht es gar nicht um sie selbst, sondern um den Betrachter, der sich diese Behauptung einverleibt?

Sobald man glaubt, eine Erklärung gefunden zu haben, wird diese im nächsten Blick widerlegt. Ein Paradigmenwechsel und ein Identitätswechsel der Künstlerin von der Betrachterin zur Betroffenen zieht sich durch den gesamten, großformatigen und raumfüllenden Zyklus und macht diesen zu einem komplexen, verstörenden und globalen Bilderkanon.

Jörg Basel, 2014
Pressemitteilung zur Ausstellung UND WAS KOMMT DANN im Quartier am Hafen, Köln.

 

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